In der Mitte des 11. Jh. besetzte die wohl älteste romanische Burganlage des Neckartals den Bergsporn des Schlossbuckel oberhalb Neckarhausen, die heute den Namen Burg Hundheim trägt, mit ihren derzeitige Wirtschaftshöfen husen et michelbuch. Ihr gegenüber thronte als Pendant auf der anderen Seite des Flusses eine Wohn- und Wehranlage, deren kümmerliche Reste nunmehr als Burgstadel bezeichnet werden und zu deren Füßen liegend das letztmals 1204 beurkundete glismutehusen vermutet wird. Archäologische Befunde als auch eine ausgeprägte Infrastruktur von husen lassen jedoch annehmen, dass diese frühe Ansiedlung damals schon auf ein noch früheres Vorleben zurückblickte. Mit der Niederlegung der Burgstätte im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen dem Speyerer Bischof und dem Lorscher Klostervogt anno 1130 wurden beide Weiler 20 Jahre später dem 1142 gegründeten Kloster Schönau zugeschlagen. Laut dieser urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1150 traten husen et michelbuch aus dem Dunkel der Geschichte und als Grangien unter den Schutzschirm der Schönauer Zisterzienserabtei. Während des nachfolgenden Mittelalters lieferten die Bewohner des von einem Hofmann angeführten Neckherhaussen getreulich ihren großen Zehnt an die grundherrliche Zisterze , den Fruchtzehnt an die Ersheimer Kirche ab und unterstanden in weltlichen Angelegenheiten dem Schultheiß und Halsgericht zum Hirschhorn. Im Zuge der postreformatorischen Aufhebung der Klöster anno 1560 durch Pfalzgraf Friedrich III. schloss auch die Schönauer Abtei ihre Pforten, wonach sich Neckherhaussen in der Domäne der neugegründeten, geistlichen Administration Evangel. Pflege Schönau wiederfand.
Unser auf der rechten Neckarseite gelegenes Bauern- und Fischerdorf bewirtschaftete lange zuvor die aus alten Rechtsanprüchen herrührenden, linksseitigen und damit auf Churpfälzischem Boden liegenden Felder, Äcker und Weideflächen. Vom heutigen Neckarhausen aus wurde das jenseits des Stroms gelegene Terrain bereits ab dem 17. Jh. (neu) besiedelt und als Wiswässer-, oder Finsterbacher Hof, oder Gemeinde Finsterbach benannt. Während dieses Zeitraums bis zum Beginn des 19. Jh. trug unser Ort den Namen Neckarhäuser Hof der Evangel. Pflege Schönau. Erst danach bürgerten sich die aktuellen Nomina von hess. Neckarhausen und bad. Neckarhäuserhof im allgemeinen und amtlichen Sprachgebrauch ein.
Aus dem bewegten Leben über den Neckar hinweg lässt sich schon von alters her unschwer die Notwendigkeit des Betriebs einer Überfahrt erklären und erkennen, die aber erst seit dem Jahr 1803 mit dem Fahrnachen Napoleon aktenkundig geworden ist , welchen nach weiteren 9 Jahren die erste Wagenfähre oder Nähe ablöste. Das Schlüsseljahr 1803 führte nach dem Luneviller Frieden nicht nur zu einer Neuverteilung der europäischen Landkarte sondern auch der Säkularisierung des Kirchenbesitzes, wodurch Neckarhausen letztendlich eine eigenständige Bürgermeisterei des Großherzogtums Hessen wurde. Aus den einstigen Burgdomestiken, Leibeigenen, Halbfreien, Vorder- und Hintersassen waren jetzt Hessen geworden – ohne jemals gefragt worden zu sein. Der Landwirtschaft und dem Fischfang an ihrem Hausfluss blieben sie dennoch stets verbunden.
Aber mit dem 19. Jh. ging auch der Kelch der Technisierung nicht spurlos an ihnen vorbei. Nach dem Jahrtausendhochwasser von 1824 war die neue Staatsstraße / Chaussee (heute B 37/45) nach ca. 2 Dekaden fertiggestellt. Ebenso setzte die Jungfernfahrt der Neckartalbahn von 1879 ein deutliches Signal für die neue Zeit und Anbindung des unteren Neckartals an den Rest der Welt. Dadurch machte sich auch in der Gegenrichtung der Fremdenverkehr insbesondere aus den urbanen Gebieten des Rhein-Neckar-Raums langsam auf die Beine und Räder. Den zunehmend aufflackernden Hausbränden im innerörtlichen Bereich begegnete man lange Zeit mit zivil organisierten Sicherheitswachen. Als diese Maßnahmen dem wachsenden Besiedlungs- und Gefährdungsaufkommen nicht mehr genügten und es schließlich die Rechtslage diktierte, investierte der Gemeinderat unseres Neckardorfes in eine Feuerspritze mit Schlauchwagen und gründete 1890 eine beachtliche 37-köpfige Pflichtfeuerwehr, die anno 1913 der Freiwilligen Feuerwehr Neckarhausen bis heute Platz machte.
Die Tragödien 2 er Weltkriege forderten wie allerorten auch in Neckarhausen ihren Tribut. Doch der Ort vermochte sich wieder aufzurichten und demonstrierte im 20. Jh. allen Unbilden zum Trotz seinen Überlebenswillen, u.a. durch ein jahrzehntelanges, reges Vereinsleben der Schützen, Tischtennisspieler und Karnevalsfreunde. Heute bestimmen neben dem Ortsbeirat die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und der Interessengemeinschaft Neckarhausen zahlreiche Aktivitäten. Letztere ist ein seit 2001 existierender e.V., der alljährlich im September die Neckarhäuser Uferkerwe veranstaltet und sich darüber hinaus um die hiesige Geschichte, Kultur, Natur und Belange der Ortsverschönerung bekümmert. Unser beschauliches Örtlein, seit 1971 im Status eines Stadtteils von Neckarsteinach, hat zusammen mit seinem Ortsteil Lanzenbach einen Einwohnerbestand von ca. 285 Personen. Dazu kommen ein Campingplatz am Neckar und 3 Gaststätten: das sind Cafe Edelman, Camping – Gaststätte Hess. Neckartal und Cafe Point Relax – bei Eddy Edelstahl ehem. Gasthaus Zum Lamm).
Nahrungsquelle, Verkehrsweg, Lebensader, Identitätssymbol und auch Mythos war der vorbeiziehende Neckar für Generationen von Menschen seit den Zeiten von husen bis Neckarhausen. Seine Passage per Nachen oder Nähe war und ist ein bedeutsamer Faktor der lokalen und überörtlichen Agenda, Infrastruktur, für Mobilität und Lebensqualität seiner Anwohner, wofür neben seinen Eignern auf kommunaler- und Kreisebene auch ein Freundeskreis Fähre Neckarhausen-Neckarhäuserhof e.V. Sorge trägt.
Das untere Neckartal mit seiner alten Kulturgeschichte, Naturschönheit und dem vielfältigem Freizeitangebot ist immer einen Besuch wert.
ml